Stadtlauf Tübingen: Alina Reh siegt mit Streckenrekord
Bei besten herbstlichen Bedingungen gingen beim Tübinger Stadtlauf über 10 Kilometer am Sonntag insgesamt 900 Läuferinnen und Läufer auf der völlig ebenen Strecke in einem Industriegebiet in sechs Blöcken an den Start. Zuschauer waren nicht zugelassen. Corona hat auch den Laufsport massiv verändert. „Wir hoffen, im kommenden Jahr wieder durch die stimmungsvolle Altstadt laufen zu können“, brachte Isabelle Baumann den Wehmut von Organisatoren und Läufern zum Ausdruck. Schließlich lebt das Rennen seit Jahren von seinem besonderen Flair beim Durchlaufen der Tübinger Innenstadt.
Bei den Männern lief Sonntagvormittag der 18-jährige James Mutuku bei seinem ersten Rennen auf deutschen Straßen von Beginn an flott vorneweg und war am Ende in 29:32 Minuten nicht zu schlagen. „Ich habe mich sehr gut auf diesen Lauf heute vorbereitet“, sagte der Kenianer, der am Dienstag in Zagreb (Kroatien) über 3.000 Meter Hindernis mit 8:27,26 Minuten Bestzeit gelaufen war.
Simon Boch (LG Telis Finanz Regenburg) haderte als Zweiter in 30:10 Minuten mit den Strapazen im Rahmen der Grundausbildung bei der Bundeswehr in Hannover in den vergangenen Wochen. „Ich bin platt und habe vor allem Muskelkater“ signalisierte er, dass man in Tübingen nicht sein wahres Leistungsvermögen gesehen habe. Thorben Dietz (SSV Ulm; 30:32 min) vervollständigte als Dritter das Podium.
Frauensiegerin Alina Reh (SCC Berlin) war nach ihrem Erfolg in 32:21 Minuten bestens gelaunt. Sie habe körperlich mit ihrem Ermüdungsbruch im Wadenbein und mental doch einiges mitgemacht in diesem Jahr, erzählte die EM-Dritte über 10.000 Meter. „Jetzt fährt der Zug wieder in die richtige Richtung“, sagte die 24-Jährige, nachdem sie zu ihrem alten Trainer Jürgen Kerl auf die Schwäbische Alb zurückgekehrt ist. Im Rennen konnte sie sich an zwei Männer hängen, mit denen sie flott ins Ziel lief. Schneller als die Laichingerin war beim Tübinger Stadtlauf noch keine Frau. Allerdings wurde das Rennen vor Corona in der Altstadt auf einem anderen Kurs ausgetragen.
Stimuliert durch Sonne und Sieg blickte Alina Reh bereits voraus auf kommende Aufgaben. Am nächsten Sonntag wird sie beim Berlin-Marathon als Tempomacherin agieren, danach startet sie beim Einstein-Marathon in Ulm (3. Oktober) über eine kürzere Strecke und Ende Oktober bei den Deutschen 10-Kilometer-Meisterschaften in Uelzen. „Da will ich den Titel“, meldete sie selbstbewusst Ansprüche an, „ich habe doch einiges nachzuholen in diesem Jahr.“
Hanna Klein läuft auf Rang zwei
Das letzte große Ziel in diesem Jahr heißt dann Cross-EM in Dublin vor Weihnachten. „Aber jetzt muss ich rasch nach Laichingen zu meiner Mutter ins Lebensmittelgeschäft zurück“, sagte Alina Reh nach dem Rennen in der strahlenden Herbstsonne von Tübingen. Denn dort muss sie noch dringend die Osterbestellungen aufgeben.
Für die beiden Olympiateilnehmerinnen Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) und Katharina Trost (LG Stadtwerke München) waren die 10 Kilometer fast ein Marathon. Die Tübingerin legte flott los und landete am Ende mit 33:32 Minuten auf Platz zwei. „Das war richtig hart“, so die schnellste deutsche 1.500 Meter-Läuferin des Jahres, nachdem sie unter der Woche gerade erst wieder mit dem Training nach der Olympiasaison begonnen hatte.
„Sau hart“ sei es für sie gewesen, steigerte die sechstplatzierte Katharina Trost (37:05 min), schnellste deutsche 800-Meter-Läuferin der Saison, ihre Wahrnehmung gegenüber Hanna Klein noch einmal. Besser zurecht mit der Distanz kam Langstrecklerin Eva Dieterich (Laufteam Kassel; 34:10 min) als Dritte.